Ich habe mir vor einigen Jahren auch einen Röhrenamp aus China gekauft mit 6P3P ( 5881, 6L6 ähnlich ) als Endröhre und 6N1P als Treiberröhre. Das ganze als SE Konzept mit der 6P3P in Pentodenmodus betrieben. Vor Kurzen habe ich diesen Verstärker wieder aufgebaut, doch damals habe einige unerwartete Erfahrungen machen müssen:
1. Betriebssicherheit:
Zum Zeitpunkt des Kaufes habe ich nachträglich einiges über dieses Gerät im Internet gefunden und unter Anderen fand ich Berichte darüber, dass Geräte abgebrannt sind wenn sie lange in Betreib waren oder vergessen wurden auszuschalten.
Das kann natürlich unterschiedliche Gründe haben, doch bei genauerer Betrachtung konnte ich feststellen, dass einige der Widerstände für den gedachten Einsatzbereich unterdimensioneirt waren.
Das galt insbesondere für die AUTO-BIAS Widerstände der Leistungsröhren. Diese Bauteile können in Einsatz hohe Verlustleistungen erzeugen und dementsprechend müssen die Widerstände ausgelegt sein. Rein rechnerisch lag die Verlustleistung besagter Widerstände bei ca. 1,1 Watt und da könnte man denken, dass 2W Widerstände wie ich sie vorgefunden habe, ausreichend sind. Das ist aber nicht unbedingt der Fall, denn die angegebene Verlustleistung der Widerstände gilt im Allgemeinen für eine Umgebungstemperatur von maximal 40°C. Werden sie darüber betrieben, nimmt die Maximalleistung ab und so erreichen sie je nach Bauart bei 70°C nur noch 1/4 der angegebenen Verlustleistung. Da Röhrenverstärker im Inneren sehr heiß werden können muss das bei der Auslegung berücksichtigt werden und somit wäre in diesen Fall ein 4 - 5 W Widerstand angebracht gewesen.
Schaue ich mir aktuelle Angebote ähnlicher Verstärker heutzutage an, dann habe ich festgestellt, dass die Entwickler dazu gelernt haben und zum Teil sogar 10W Widerstände an diesen Stellen einsetzen.
Auch das Netzteil war nicht korrekt ausgelegt, weil es nicht den Vorgaben der benutzten Gleichrichterröhre entsprach.
Gleichrichterröhren vermitteln ein nostalgisches Feeling, doch man muss bedenken, dass es Bauteile sind, die aus einer Ära kommen, die technisch hohen Belastungen nicht ausgelegt waren. Das galt insbesondere für die hohen Ladeströme die auftreten, wenn Geräte eingeschaltet werden.
Dazu sollte man wiessen, dass im Einschaltmoment die Ladekondesantoren einen Kurzschluß darstellen und somit die Bauteile sehr hohen Belastungen ausgesetzt sind.
Betrachtet man die Einsatzvorgaben gängiger Gleichrichterröhren, dann wird man feststellen, dass je nach Typ üblciherweise Ladekondensatoren von ca. 10 - 40uF als Maximalwert angegeben werden.
In diesen Fall habe ich ein Ladekondensator von 330uF vorgefunden und für die benutzte 5Z4P Röhre wird ein Maximalwert von 40uF vorgeschrieben um die Ladeströme nicht zu überschreiten. Mit den eingesetzten 330uF Kondesator wurde der Ladestrom um das ca. 8-fache überschritten, was zur Zerstörung der Röhre führen kann und sich auf die Betreibssicherheit des Verstärkers auswirkt.
Bei den hier vorgestellten Schaltplänen von diesen Oldchen ist der Ladekondensator 100uF, der für die eingesetzte Gleichrichterröhre zu hoch ist und es wurde schon in den Unterlagen darauf hingewiesen diesen auf 47uF zu ändern.
Zu guter Letzt, war das Metallgehäuse und der Netztrafo nicht geerdet, obwohl der Trafo eine Erdung der Abschirmung vorgesehen hatte und das obwohl eine CE Kennung vorhanden war ...
2. Designansätze
Über dieses Thema könnte man stundenlang debattieren und man wird höchstwahrscheinlich auf keinen Konzens kommen, denn da gibt es die Sinle Ended ( SE ) Fraktion, dann wiederum diejenigen, die Push-Pull ( PP ) favorisieren, bis hin ob man Pentoden, Tetroden oder Trioden benutzen sollte. Und last but not least, soll mit Rückkopplung gearbeitet werden oder nicht.
In meinen Fall wurde auf SE Design gesetzt und eine 6P3P Pentode als Leistungsröhre in Pentoden-Mode beschaltet. Dadurch wird eine höhere Leistung erreicht, allerdings muss man dadurch einen höheren Klirr in Kauf nehmen. Letzteres kann man wie im Originalzustand entgegentreten, indem man eine Rückkopplung bzw. Feedback vorsieht. Man spricht im Allgemeinen vom Negative Feedback ( NFB ), der in HighEnd wenn es um Röhrentechnik geht eher verpönnt ist...
Wie auch immer, prinzipiell nicht falsch, doch sollte dann das Prinzip durchdacht werden und vernünftig dimensioniert sein. Dazu muss man wissen, dass eine Rückkopplung immer dazu führt, dass die Gesamtverstärkung verringert wird. Daher ist es sinnvoll in so einen Design auf Bauteile zu setzen, die eine hohe Verstärkung aufweisen, denn wie gesagt, das NFB setzt die Verstärung runter und somit auch die Eingangsempfindlichkeit zurück.
Am Eingang wurde in meinen Verstärker eine 6N1P Doppeltriode verwendet, die bezüglich Verstärkung mittlere Werte aufweist, nämlich ca. 33. Dieser Wert fällt im praktischen Einsatz nochmals und üblich sind eher Verstärungen von ca. 25 bei der 6N1P erreichbar. Setzt man ein leichte Rückkopplung von nur -3dB ein wird die Verstärkung um ca. 30% heruntergesetzt, bei -6dB nur noch die Hälfte.
Daher wäre es sinnvoller gewesen z.B. eine ECC83 einzusetzen, denn sie besitzt eine ca. 3-fache Verstärkung gegenüber der 6N1P. Designtechnisch auf den Papier die sinnvollere Lösung...
Wie auch immer, bei den Messungen hat sich gezeigt, dass die eingesetzte Rückkopplung so gut wie keinen Einfluß hatte, weshalb ich diese im ersten Schritt meiner Optimierungen heraus genommen habe, bis hin, dass ich die 6P3P in Triode-Modus beschaltet habe. Das hat klanglich aus meiner Sicht mehr gebracht, obwohl ich somit auf Leistung verzichtet habe.
Am Rande, die angegebenen 6W Leistung hat der Verstärker auch nicht erreicht...
3. Bauteile Qualität
Röhrenverstärker wie dieser sind recht einfach aufgebaut und stellen prinzipiell keine hohen Anforderungen an die Bauteile. Hauptsächlich geht es darum die benuzten Komponenten richtig zu dimensionieren, damit sie entsprechend arbeiten.
Wie besprochen, gilt es dabei in erster Linie die Vorgaben der Teile einzuhalten und somit ist man schon auf den richtigen Weg.
Im Röhrenverstärkerbau, wie auch in vielen anderen HiFi-Bereichen wird viel über die Bauteile dikutiert, ob nun die Art von Koppelkondesatoren, Widerständen und vielen anderen.
So z.B. sind Metallschichtwiderstände im Röhrenverstärkern verpönnt und Kohleschichtwiderstände sei das einzig Wahre. Ich konnte diesbezüglch keine Vor- bzw. Nachteile feststellen, zumal die Metallschichtwiderstände höhere Verlustleistungen aufweisen können, was wie man gesehen hat, auch wichtig ist.
Ein Bauteil jedoch ist tasächlich sehr relevant für einen Röhrenverstärker und das sind die Ausgangsübertrager ( AÜ ) oder Output Transformer ( OPT ).
Die ursprüglich benuzten OPT waren tatsächlich selbst für die geringen Ausgangsleistungen recht unterdimensioniert und nicht passend.
Im ersten Schritt hatte ich damals größere AÜs eingesetzt, die eine dramatische Verbesserung mit sich brachten und das nicht nur hörtechnisch, sondern auch messtechnisch.
Beim aktuellen Wiederaufbau habe ich auf kleinere AÜs setzen müssen, da ich das vorhandene Gehäuse wieder benutzen wollte und ich habe im Web SE-Übertrager gefunden, die hervorragend für diesen Zweck sind. Ich habe die OPT schon mehrfach in ähnlichen Projekten eingesetzt und ich bin damit sehr zufrieden
Der Wideraufgebaute Röhrenverstärker